Der Brief an den Sohn
Eine liebe, fürsorgliche, ostfriesische Mutter schreibt ihrem Sohn einen Brief in die weite, feindliche, Ferne. Nach Berlin.
Lieber Sohn!
Ich schreibe Dir heute diesen Brief, damit auch Du Bescheid weißt, dass ich noch lebe und gesund bin. Ich schreibe extra langsam, weil ich weiß, dass du es nicht so mit dem Lesen hast. Solltest Du mal wieder zu Hause vorbeischauen wollen, dann sei auf eine Wohnung vorbereitet, die Du nicht mehr wiedererkennen wirst. Wir sind nämlich vor kurzem umgezogen. Und die neue Wohnung hat sogar schon eine Waschmaschine! Ich bin mir aber nicht sicher ob sie ordnungsgemäß funktioniert. Ich hab nämlich ein Dutzend von Vaters Hemden hineingetan und dann an der Kette gezogen. Die Hemden hab ich bis heute nicht mehr wieder gesehen. Dein Vater hat jetzt auch wieder eine verantwortungsvolle Arbeit. Er hat ungefähr 800 Leute unter sich. Er mäht jetzt Rasen auf dem alten Friedhof. Übrigens, letzte Woche ist Dein Onkel Otto in einem Whisky-Fass ertrunken.
Lass mal wieder von Dir hören!
In Liebe,
Deine Mutter.
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